Zu den guten Begegnungen im Leben zählen zweifellos die, bei denen man jemanden trifft, der einem sympathisch erscheint, den man schnell mag, und für den man sich dementsprechend interessiert. Und der im besten Fall im weiteren Verlauf des Lebens eine bestimmte Rolle spielt.
Genauso ging es Gerd Knebel vor ein paar Jahren. Nur, dass es keine Begegnung mit einer anderen Person war, sondern mit einer bis dahin eher fremden Sprache. Ob es beim Spanien-Urlaub passiert ist, beim Anschauen spanischer Filme in Originalsprache, oder beim Anhören spanischer Musik…so ganz genau kann man das nicht mehr sagen.
Aber, dass Spanisch eine Mischung aus Faszination und Anziehungskraft in ihm auslöste. Und das so sehr, dass er anfing, es zu erlernen. Und je besser er die Sprache verstand, umso mehr wuchs auch das Bedürfnis, in dieser Sprache zu singen.
Also fing er an, mit Hilfe einer befreundeten Kolumbianerin spanische Texte zu schreiben. Parallel dazu sicherte er sich die Dienste von Niklas Kleber, einem jungen Musikproduzenten aus Wiesbaden, mit dem er in den nachfolgenden Wochen ein komplettes Album erarbeitete: „Babucha De Seda Granate“
Herausgekommen ist ein charmantes, originelles, zeitgemäß produziertes Album mit 12 Songs, deren musikalische Herkunft mal mehr im Rock, mal mehr im Pop-Bereich liegen, ohne ein gewisses spanisches Flair zu vernachlässigen. Und deren Texte einem ein ähnliches Gefühl vermitteln, wie wenn man einen abwechslungsreichen Band mit Essays oder Kurzgeschichten liest! Die mal heiterer, mal nachdenklicher daherkommen.
Ob jetzt in Form eines musikalischen Paar-Dialogs, in dem sie ihm klarmacht, dass sie weder einen teuren Ring oder ein Luxusauto, sondern lediglich diese kastanienbraunen Pantoffel möchte (ist auch der Titelsong!), oder in Form einer hilflosen, aber dennoch romantischen Liebeserklärung an die schöne unbekannte Frau, die einem täglich auf der Straße begegnet. Aber auch die fröhliche Ermutigung zur Nachbar-Denunzierung, oder die Erkenntnis, dass der Besuch von Metallica-Konzerten und Müllrausbringen einfach nicht zusammenpassen, bekommen hier ihre Bühne.
Jeder Song eine kleine eigene Geschichte! Mit viel Überzeugung und Intensität erzählt, denn Sänger und Sprache scheinen sich gesucht und gefunden zu haben!
Und bevor wir es vergessen: Gerd Knebel heißt in diesem spanischen Fall natürlich nicht Gerd Knebel, sondern Gerdo Sintrenza. Was bei genauerer Betrachtung „Gerd ohne Zopf“ bedeutet. Und das stimmt ja!
Schreibe einen Kommentar